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Myanmar 2009

Myanmar 2009

16.10.2009 – Myanmar – zweiter Anlauf

Vor exakt zwei Jahren wollte ich schon einmal nach Myanmar fliegen. Damals war bereits alles arrangiert: Die Flüge waren gebucht, die Reiseroute stand, und das Visum war beantragt und genehmigt. Doch dann begannen in der Hauptstadt Rangun Proteste von Mönchen, und das ganze Land versank in ein innenpolitisches Chaos. Die Folge war, dass die Flüge gestrichen wurden und ich stattdessen nach Laos reiste.
Dieses Mal fliege ich wieder mit der altbewährten Etihad Airways – guter Service und relativ günstige Preise. Der einzige Nachteil ist der Zwischenstopp und das Umsteigen in Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate).

17.10.2009 – Schweinegrippe ???

Neu in Abu Dhabi am Airport ist der Schweinegrippe-Bodyscanner. Im Vorbeigehen misst er die Körpertemperatur, um bei Fieber Alarm zu schlagen. Gegen Grippe habe ich mich erst kürzlich impfen lassen, gegen Schweinegrippe jedoch nicht. Mein Hausarzt fragte mich, ob ich unbedingt der erste sein wolle, der den neuen Impfstoff testet. Nee, nee… – ich habe keine Lust, morgens nach der Impfung mit Schweineohren und einem Ringelschwänzchen aufzuwachen.
Von Abu Dhabi geht es dann weiter nach Bangkok, wo mich Etihad sicher absetzt.

 

18.10.2009 - Aklimatisierung in Bangkok

Ich habe den heutigen Brückentag bewusst in Bangkok eingelegt, damit der Sprung von Europa nach Birma nicht allzu groß wird. Noch schnell den E-Mail-Briefkasten gecheckt – und tatsächlich: Die Reservierung des Hotels in Myanmars Hauptstadt Rangun hat geklappt!

 

19.10.2009 - Mit Air Asia nach Rangun

Heute ist trotz Urlaub frühes Aufstehen angesagt – genauer gesagt um 4:15 Uhr. Mein Flug von Bangkok nach Myanmar startet schon um 7:15 Uhr, und vom Stadtzentrum zum Flughafen sind es gut 20 Kilometer. Dass ich den Flug verpasse, ist unwahrscheinlich: Mein Taxifahrer donnert mit 150 Sachen über die Stadtautobahn (erlaubt sind nur 80). Während der gesamten Fahrt bombardiert er mich auf Thai mit irgendwelchen Geschichten. Ich verstehe kein Wort – bis die beiden Begriffe "Franz" und "Beckenbauer" fallen. Ah, jetzt weiß ich wenigstens, worum es geht.
Fast pünktlich hebt die betagte Boeing 737 ab. An Bord sind kaum Touristen. Das Durchschnittsalter der meist asiatischen Passagiere liegt bei etwa 70 Jahren. Offenbar sitze ich mitten in einem thailändischen Seniorenausflug nach Birma. Wie ich später erfahre, handelt es sich wohl um eine Pilgergruppe zur buddhistischen Shwedagon-Pagode in Rangun.
Nach 1 Stunde und 15 Minuten betrete ich erstmals myanmarischen Boden. Der Unterschied zu Thailand ist frappierend. Myanmar (Birma) wird seit Langem vom Militär regiert. Der fast verwaiste Flughafen wirkt noch älter als die B737. Nur ein paar Maschinen der staatlichen Fluggesellschaft (von der abgeraten wird) stehen herum. Der Passagierbus ähnelt den klapprigen Ostblock-Kisten aus meiner Erinnerung.
Sogar hier hat sich die Schweinegrippe herumgesprochen. Bei der Ankunft wird Fieber gemessen – auf makabere Weise: Mit einer Pistole, die jedem Neuankömmling wie bei einer Exekution an die Schläfe gesetzt wird (nur der Schuss fehlt noch).
Doch meine Internetbuchung hat tatsächlich geklappt. Schon von Weitem winkt ein Myanmarer mit einem Schild, auf dem groß mein Name prangt. Die Fahrt in die Stadt bestätigt den ersten Eindruck: Schlaglöcher, rostige Autos und verfallene Kolonialbauten. Ostdeutschen dürfte das vertraut vorkommen.
Mein Hotel "Ocean Pearl Inn" erweist sich als gute Wahl. Jetzt brauche ich erstmal Landeswährung. In Myanmar heißt das Geld Kyat (ausgesprochen "Tschad"). Bargeldlos geht hier gar nichts – keine Karten, nur Cash, am besten US-Dollar. Für 1 Dollar bekommt man etwa 1070 Kyat. Je neuer der Schein, desto besser der Kurs. Die 1000-Kyat-Noten sind riesig – wer mehrere hundert Dollar tauscht, braucht eine große Tasche. Jetzt weiß ich, wie sich Bankräuber fühlen.
Für heute beschränke ich mich auf die Innenstadt.

 

20.10.2009 - Shwedagon Pagode - Ottmar der Mönch

Heute früh treffe ich beim Frühstück im Hotel den Vietnamesen Thang. Er wohnt auch hier und ist auf Urlaub unterwegs. Beruflich arbeitet er als Reiseführer für ein australisches Touristenunternehmen.
Da es zu zweit billiger ist, mieten wir uns ein Taxi und lassen uns am Inya-See absetzen – einem großen Binnensee mitten in der Stadt. Berühmt wurde der See dieses Frühjahr, als ein ausländischer Journalist zu dem Haus hinüberschwamm, in dem die myanmarische Friedensnobelpreisträgerin und Bürgerrechtlerin Aung San Suu Kyi seit Jahren unter Hausarrest steht.
Wir haben allerdings keine Lust, in den Weltnachrichten aufzutauchen – oder gar Bekanntschaft mit den hiesigen Behörden zu machen. Also bleiben wir am "anderen Ufer". Eine Badehose hätten wir sowieso nicht dabei gehabt.
Da ist das naechste Ziel schon reizvoller: Die Shwedagon Pagode.

 

21.10.2009 - Mandalay

Zwei Tage Rangun reichen erstmal. Der Hotelmanager hat mir gestern noch einen Flug mit Air Bagan nach Mandalay gebucht – mein nächstes Ziel. Kostenpunkt: 90 US-Dollar. Air Bagan ist eine private Fluggesellschaft und gilt als sehr sicher. Hoffentlich! Auch Thang muss zum Flughafen, da er heute nach Hanoi zurückfliegt. Das heißt für uns beide: Die Taxikosten halbieren sich von 6 auf 3 Dollar.
Die Fokker 100 ist in gutem Zustand und bringt mich sicher nach Mandalay, etwa 700 km nördlich von Rangun. Die Stadt war einst Residenz des letzten burmesischen Königreichs, bevor die Briten sie 1885 kolonialisierten. Die genaue Geschichte spare ich mir – die steht auch bei Wikipedia.
Der neue Flughafen liegt 45 km außerhalb der Stadt und ist wesentlich moderner als der in Rangun (viel rückständiger geht ja kaum). Ich teile mir das Taxi mit zwei Einheimischen – zu dritt ist es billiger. Gleich fällt mir auf: Im Gegensatz zu Rangun wird hier rechts gefahren. Seltsam – wo gibt's denn sonst in einem Land unterschiedliche Verkehrsregeln?
In Mandalay nehme ich eine Rikscha (Fahrradtaxi) und schaue mir mehrere Unterkünfte an. Die gut halbstündige Fahrt kostet nur 1000 Kyat – ganze 70 Cent! Das macht mein Urlaubsbudget nicht kaputt. Am Ende lande ich doch im Guesthouse, das Thang empfohlen hat: dem "E.T.". Warum es so heißt? Keine Ahnung. Vielleicht steigen hier nur Außerirdische ab.
Am Nachmittag leihe ich mir ein altes Damenfahrrad aus, das eher an Vorkriegsmodelle erinnert, um den Stadtkern zu erkunden. Die Straßen und Gebäude sind hier etwas besser als in Rangun, aber von "ordentlich" weit entfernt. Das Straßenbild prägen Fahrräder, Handkarren, Pferdekutschen und klapprige Oldtimer – bei uns wären die längst museumsreif.
Im Norden der Stadt liegt der Mandalay-Berg. Mit 267 Metern nicht hoch, aber die knapp 1000 Stufen sind schweißtreibend. Besonders ärgerlich: Oben angekommen sehe ich, dass eine Straße hinaufführt! Trotzdem lohnt sich der Aufstieg – die Aussicht auf Stadt und Umland ist fantastisch. Abends unbedingt eine Taschenlampe mitnehmen: Straßenlaternen sind rar und oft kaputt. Dafür gibt's reichlich Stolperfallen – manchmal fehlt eine Gehwegplatte, und schon landet man im Abwasserkanal.
Der Strom fällt hier mehrmals täglich aus, besonders nachts. Wer es sich leisten kann, hat ein Notstromaggregat vor der Tür. Die laufen dann halbe Nacht, machen Krach und stinken bestialisch.
Heute wollte ich mir unbedingt Haare und Bart schneiden lassen. Beim Friseur: Pech – kein Strom. Aber der Beauty-Salon neben dem "E.T." hat Notstrom. Die Mädels verpassen mir eine Komplett-Erneuerung: Haare, Bart, Rasur und Kopfmassage. Alles für 70 Cent – hoch lebe der Euro!

 

22.10.2009 - Kulturtag in und um Mandalay

Nach dem Frühstück habe ich mir gleich ein Moped mit Fahrer für 12.000 Kyat (ca. 9 Euro) gemietet. Warum mit Fahrer? Erstens kostet es ohne genauso viel, und zweitens kennt er sich hier bestimmt besser aus als ich.
Unser erstes Ziel ist Amarapura, 11 km südlich gelegen. Hier befindet sich die U-Bein-Brücke, mit 1,2 km die längste Teakholzbrücke der Welt. Über 150 Jahre alt, wurde sie aus dem Abrissholz alter Königspaläste gebaut. Täglich strömen Hunderte von Menschen, Radfahrer und Mönche über die Brücke. Ein Tipp: Immer Kleingeld dabei haben! Nicht für Bettler (die gibt's überall), sondern für die Leprakranken, die hier auf Almosen warten.
Nächster Halt: Das Mahagandayon-Kloster. Täglich um 10:30 Uhr findet hier die Speisung von über tausend Mönchen statt. Dieses Spektakel lockt immer viele mit Kameras bewaffnete Touristen an, die die Mönche geradezu "abknipsen". Heute ist eine italienische Reisegruppe da - und ich. Drei junge Mönche kommen mit mir ins Gespräch; sie wollen Englisch lernen und sprechen oft Touristen an. Sie erklären mir die zehn Regeln des Mönchdaseins. Im Wesentlichen ähneln sie den christlichen Geboten, mit vier Ausnahmen: Ein buddhistischer Mönch darf keine Frau haben, kein Geld besitzen, sich nicht parfümieren und nach 12 Uhr mittags nichts mehr essen.
Weiter geht's zur alten Königsstadt Inwa (auch Ava genannt), auf einer künstlichen Insel im Ayeyarwady-Fluss. Da heute Kulturtag angesagt ist, miete ich - wie alle Touristen - eine der etwa 80 wartenden Pferdekutschen (4.000 Kyat) und lasse mich durch die Ruinen vergangener Zeiten kutschieren. Eine holprige Angelegenheit! Mein zahnloser Kutscher hat sein Pferdchen gut im Griff - es hört brav aufs Wort.
Letzte Station: Sagaing, eine Hügelkette am Westufer des Ayeyarwady. Tempel, Stupas, Höhlen und Hunderte von Klöstern prägen diese spirituelle Landschaft. Über 5.000 Mönche und 3.000 Nonnen sollen hier meditieren. Für mich heißt das: Wieder eine schweißtreibende Besteigung zahlloser Stufen - barfuß natürlich. Und kaum zu glauben: Auch hier führt eine Straße nach oben! Ich glaube, ich muss meinem Fahrer ein paar Tausend Kyat vom Lohn abziehen...

 

23.10.2009 - Das grösste Buch der Welt

Nach dem gestrigen Tag verstehe ich, warum Myanmar das "Land der Pagoden" genannt wird - allein in Mandalay gibt es unzählige. In Bagan, meinem nächsten Ziel, sollen es noch wesentlich mehr sein.
Für meinen letzten Tag in Mandalay leihe ich mir wieder das alte Damenrad aus, um in der Kuthodaw-Pagode das "größte Buch der Welt" zu besichtigen. Die buddhistische Lehre ist hier auf 729 Marmortafeln verewigt, jede in einem eigenen Schrein. Würde man täglich acht Stunden darin lesen, bräuchte man über ein Jahr, um das gesamte Werk durchzuarbeiten - vorausgesetzt, man kann Pali lesen.
Besonders beeindruckend sind Mandalays Goldschläger. Mit drei Kilogramm schweren Hämmern schlagen sie acht Stunden lang auf ein Paket aus Bambuspapier und Goldstreifen, bis hauchdünnes Blattgold entsteht (weniger als ein tausendstel Millimeter dick).
Heute kam ich erstmals mit dem Gesetz in Konflikt - ich bin versehentlich ein paar Meter in eine Einbahnstraße geradelt. Ein Polizist bemerkte es sofort und verhängte vor Ort eine "Strafe" von zwei Dollar, die er direkt einsteckte. Nach einer Quittung habe ich lieber nicht gefragt - er regte sich auf, als hätte es Schwerverletzte gegeben.
Am Abend nehme ich ein Taxi zum Busbahnhof. Um fünf Uhr geht der Bus nach Bagan, 290 km südlich. Eigentlich hätte ich die Strecke gerne auf dem Irrawaddy-Fluss ("Road to Mandalay") zurückgelegt, aber in der Nebensaison fährt das Schiff nur zweimal wöchentlich. Es lohnte sich nicht, zwei weitere Tage in Mandalay zu warten.
Die neunstündige Busfahrt wird zur Tortur: holprige, schlaglochübersäte "Highways" ohne Komfort. Als dann noch strömender Regen einsetzt, wird die teilweise überflutete Straße kaum passierbar. Der Busfahrer schickt den Gepäckträger als "Tiefenmesser" zu Fuß voraus, um nicht in den Wassermassen stecken zu bleiben.

 

24.10.2009 - Bagan

Heute steht wieder Kultur auf dem Programm – wie fast jeden Tag hier in Myanmar. Bagan gehört einfach zum Pflichtprogramm jeder Reise durch das Land. Zwischen 1050 und 1300 wurden hier auf einer Fläche von etwa 6 x 6 Kilometern über 2.500 Tempel und Pagoden errichtet. Ursprünglich waren viele der Paläste mit Gold und Lack verziert, doch die Eroberungszüge der Mongolen zerstörten diese Pracht. Heute sieht man die größtenteils gut erhaltenen Bauwerke nur noch in ihrer schlichten Backsteinoptik – ein beeindruckender Kontrast zum satten Grün der umliegenden Felder.
Die beste Aussicht auf die surreal anmutende Landschaft hat man von einem der höheren Monumente aus. Da sich die Tagestour in Mandalay mit Moped und Fahrer bewährt hat, erkunde ich die Gegend auch heute wieder auf diese Weise. Mein Fahrer kennt die schönsten Tempel und versteckten Ecken – perfekt, um dem Massentourismus zu entgehen.
Untergekommen bin ich im New Haven Guesthouse, einer ruhigen Oase nach den staubigen Abenteuern des Tages. Morgen geht es weiter – vielleicht mit einer Bootsfahrt auf dem Irrawaddy oder einer Wanderung durch noch mehr Tempelruinen. Eins ist sicher: Langweilig wird es hier nicht!

 

25.10.2009 - Mount Popa

Heute steht ein besonderes Highlight auf dem Programm: der Mount Popa, ein 1.500 Meter hoher, erloschener Vulkan etwa 50 km von Bagan entfernt. Mit dabei sind Wendy aus London, Winnie aus Hongkong und Frank aus Deutschland – ein kleines internationales Team.
Unser eigentliches Ziel ist jedoch nicht der Vulkan selbst, sondern der daneben aufragende Popa Taung Kalat, ein 737 Meter hoher Felsen mit einem buddhistischen Tempel auf der Spitze. Er gilt als einer der wichtigsten Wallfahrtsorte Myanmars. Doch der Aufstieg ist kein Spaziergang: 777 überdachte Stufen gilt es barfuß zu erklimmen – bei tropischer Hitze eine schweißtreibende Herausforderung. Belohnt wird man aber mit einer atemberaubenden Aussicht über das Flachland. Und diesmal führt wirklich keine Straße nach oben – ein echter Trost nach den vorherigen Erlebnissen!
Vorsicht vor den Affen! Die frechen Makaken springen hier überall herum und haben es auf Essen, Taschen und sogar Sonnenbrillen abgesehen. Alles muss gut verstaut und festgehalten werden – sonst ist es schneller weg, als man "Tempel" sagen kann.

 

26.10.2009 - Bootsfahrt auf dem Irrawaddy & Tempel, Höhlen und Begegnungen

Zu viert mieten wir uns am Pier in Nyaung U ein traditionelles Longtail-Boot. Die etwa zwei Kilometer dorthin legen wir mit einer Pferdekutsche zurück – ein hier noch weit verbreitetes Nahverkehrsmittel (ein Kilometer kostet rund 70 Cent). Dann geht es etwa fünf Kilometer stromaufwärts auf der legendären „Road to Mandalay“, dem mächtigen Irrawaddy-Fluss.
Erster Halt: Die Kyaukgu Umin Meditationshöhle
Direkt in einen Berghang gebaut, beherbergt dieser Tempel ein Labyrinth aus Tunneln und Höhlen. Hier meditieren Mönche in völliger Dunkelheit und Stille – ein faszinierender, fast mystischer Ort.
Zweiter Stopp: Ein Kloster am Flussufer
Auf der Rückfahrt legen wir an einem Wasserkloster an, wo einige Mönche in natürlichen Flusshöhlen leben. Die Ruhe und Spiritualität dieses Ortes ist beeindruckend.
Die Menschen in Myanmar: Freundlichkeit pur
Ich muss noch ein paar Worte über die Einheimischen verlieren: Sie sind durchweg freundlich, hilfsbereit und oft sogar richtig zuvorkommend. Betrug oder Abzocke? Keine Spur! Die Preise sind oft staatlich reguliert, sodass man überall ähnliche Konditionen findet. Kriminalität? Praktisch nicht existent.

 

27.10.2009 - Flug nach Heho

Mein letztes Ziel in Myanmar ist der Inle-See. Von Bagan aus gibt es zwei Möglichkeiten, dorthin zu gelangen: auf dem Landweg oder per Flug. Die Fahrt mit dem Bus dauert jedoch mindestens zwölf Stunden, und der Bus fährt früh morgens um 3:30 Uhr ab. So viel Stress muss nun wirklich nicht sein. Also lasse ich mir vom Guesthouse ein Ticket bei Yangon Airways besorgen. Es kostet 58 Dollar (etwa 40 Euro) und erspart mir einen ganzen Urlaubstag.
Der Flughafen in Bagan ist gerade einmal vier Kilometer vom Guesthouse entfernt, und die Abfertigung geht schnell. Auch hier wird Fieber gemessen – und zwar mit modernen elektronischen Thermometern, die ans Ohr gehalten werden. Bei mir zeigt es nur 35 Grad an. Der Flug mit einer 80-Sitzplätze fassenden ATR 72-210 Propellermaschine (mit Zwischenstopp in Mandalay) verläuft ruhig. Bei der Ankunft in Heho ist meine Körpertemperatur wieder um ein Grad gestiegen – da fühlt man sich doch gleich viel gesünder.
Vom Flughafen in Heho nach Nyaungshwe am Inle-See sind es etwa 30 Kilometer. Um wieder einmal Taxikosten zu sparen, schließe ich mich ein paar Japanern an, die nach Taunggyi zum Heißluftballon-Treffen wollen. An der Kreuzung in Shwenyaung lasse ich mich absetzen und springe auf ein Pick-up, das mich direkt vor das Remember Inn Guesthouse bringt.
Am Abend organisiert unser Gastgeber einen Pick-up-Service ins etwa 50 Kilometer entfernte Taunggyi. Dort findet gerade das alljährliche Heißluftballon-Festival der Shan-Volksgruppe statt, das anlässlich des Mondmonats veranstaltet wird. Ein großes Spektakel, das Tausende Menschen aus der ganzen Umgebung anzieht.
Jeden Abend werden mehrere etwa zehn Meter große, unbemannte Heißluftballons in den Nachthimmel gestartet. An ihren Körben sind Hunderte von Feuerwerkskörpern befestigt, die nach und nach gezündet werden, je höher der Ballon steigt. Aus Sicherheitsgründen wäre so etwas bei uns undenkbar – aber es ist schön anzusehen.
Umrahmt wird das Ganze von einem großen Jahrmarkt mit vielen Verkaufs- und Essensständen. Es gibt sogar schon ein Riesenrad! Zwar nicht so groß wie bei uns, dafür wird es von Hand angetrieben: Immer vier oder fünf Jungs klettern auf das obere Ende des Rades und hängen sich an eine Seite, sodass eine Drehbewegung entsteht.

 

28.10.2009 - Bootstour auf dem Inle See

Heute steht eine Fahrt mit dem Longtail-Boot auf dem Inle-See auf dem Programm. Das Boot inklusive Fahrer kostet 11 Dollar pro Tag. Gestern bin ich zufällig Veneet und Wendy wiederbegegnet, und wir haben spontan eine gemeinsame Tour organisiert. Mit dabei sind noch zwei nette Mädels aus Saragossa: Laura und Beatriz.
Der Inle-See ist der zweitgrößte See Myanmars – 22 Kilometer lang, 11 Kilometer breit und nur wenige Meter tief. Die hier lebende Volksgruppe nennt sich "Intha", was so viel bedeutet wie "die Menschen vom See" (wie sollten sie sich auch sonst nennen?). Der See liegt 900 Meter hoch zwischen den Shan-Bergen und ist weltweit für seine schwimmenden Gärten bekannt.
Während der Tour halten wir an schwimmenden Märkten, Silberschmieden, Webereien, Schirmfabriken und Tempeln. Zwar ist alles sehr touristisch, aber die Fahrt über den See lohnt sich auf jeden Fall. Die Fischer hier sind als "Einbeinruderer" berühmt, wegen ihrer einzigartigen Technik: Sie stehen auf einem Bein im Boot, während sie das andere um das Ruder schlingen. So haben sie beide Hände frei, um zu fischen.
Internet in Myanmar – langsam und zensiert
Ich muss noch ein paar Worte über das Internet in Myanmar verlieren. Immerhin hat es hier schon Einzug gehalten – wenn auch nur sehr langsam (außer in Yangon). Bilder hochladen? Vergiss es! Außerdem ist das Netz staatlich zensiert. Selbst meine GMX-Mailadresse funktioniert nicht überall, zumindest nicht problemlos. Doch die Internet-Café-Betreiber haben ein spezielles Programm, mit dem man die Blockaden umgehen kann. Bezeichnenderweise heißt es "Your Freedom".
Vor allem die jüngeren Leute hoffen hier auf mehr Freiheit – offen sagt das zwar niemand, aber diesen Eindruck hatte ich mehrfach. Richtige Bars, Discos oder Musikcafés gibt es nicht, nur Karaoke-Kneipen in Hülle und Fülle. Aber das ist nicht jedermanns Sache. Meine Homepage ist zum Glück noch nicht gesperrt.
Mangel und Improvisation
Irgendwie fehlt es hier an allem: nicht nur an Strom, sondern auch an anderen Waren und Ressourcen. Elektronikschrott wird nicht einfach weggeworfen, sondern sorgfältig zerlegt und wiederverwertet. Ein altes Haus reißt man nicht mit dem Bagger oder gar einer Abrissbirne nieder – es wird Stein für Stein abgetragen, und mit den Ziegeln baut man das nächste Haus.

 

29.10.2009 - Letzte Station: Rückkehr nach Yangon

Meine Myanmar-Reise neigt sich dem Ende zu. Bis morgen früh muss ich in Yangon sein, um meinen Rückflug nach Bangkok nicht zu verpassen. Mit dem Bus wäre das unmöglich – die Fahrt dauert sagenhafte 20 Stunden! Also buche ich erneut einen Flug mit Yangon Airways (für 78 Dollar). In nur einer Stunde bringt mich eine ATR 72-210 Propellermaschine zurück in die Hauptstadt.
In Myanmar gibt es drei private Fluggesellschaften, die man bedenkenlos nutzen kann: Bagan Airways, Yangon Airways und Air Mandalay. Nur vor der staatlichen Myanmar Airways wird gewarnt. Am Flughafen treffe ich zufällig meine ständigen Begleiter Wendy und Veneet wieder – sie haben nicht nur denselben Flug nach Yangon, sondern wie sich herausstellt, sogar denselben Air-Asia-Flug am nächsten Tag nach Bangkok!
Nach etwas längerer Suche (wegen ausgebuchter Hotels) finden wir im Hotel Yoma noch zwei freie Zimmer. Beim anschließenden Stadtbummel werde ich zunächst von einem 76-jährigen Mann angesprochen, später von einer gleichaltrigen Dame. Der Mann schwärmt von den "guten alten Zeiten" in Myanmar, als alles besser gewesen sei. Die Frau – die übrigens perfekt Englisch spricht – hat einen englischen Vater und eine burmesische Mutter. Sie kennt Yangon wie ihre Westentasche und erweist sich als unglaublich hilfsbereit. Solch eine Begegnung hätte ich mir schon bei meiner Ankunft gewünscht!
Abschied von Myanmar: Tempel, Gold und Glanz
Den Nachmittag verbringe ich mit weiteren Tempelbesuchen. Zunächst sehe ich einen 72 Meter langen liegenden Buddha – beeindruckend groß, aber nicht spektakulär. Am späten Nachmittag gönne ich mir noch einmal den Eintritt (5 Dollar) für die Shwedagon-Pagode, die prunkvollste Tempelanlage, die ich je gesehen habe (und ich habe schon einige gesehen!). Besonders kurz vor Sonnenuntergang scheint das vergoldete Monument geradezu zu glühen – ein atemberaubender Anblick zum Abschied.

30.10.2009 - Rückflug und Abschied

Mit AirAsia-Flug FD 3771 geht es morgens um neun zurück nach Bangkok. Der Check-in in Yangon verläuft noch erstaunlich altmodisch: Keine Computer in Sicht – stattdessen werden die Passagierlisten per Hand auf Papier abgearbeitet.
In Bangkok angekommen, verabschiede ich mich endgültig von Wendy und Veneet. Mein etwas anstrengendes Myanmar-Abenteuer habe ich – bis auf eine unvermeidliche Runde "Montezumas Rache" – gut überstanden. Das erwischt hier wohl fast jeden Touristen irgendwann.
Damit endet auch mein Reisebericht, denn jetzt folgen nur noch entspannte Tage am Meer – Urlaub vom Urlaub, sozusagen.

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