Costa Rica & Nicaragua 2008
26.10.2008 – Versteckspiel mit dem Urlaubsbier
Da bezahlt man fast 900 Euro für einen Charterflug nach Costa Rica und muss dennoch alle alkoholischen Getränke selbst bezahlen. Und das im deutschen Ferienflieger Condor – wo Bier in Deutschland ja bekanntermaßen als Grundnahrungsmittel zählt und nicht als Erfrischungsgetränk. Zum Glück wusste mein Arbeitskollege Heiko, mit dem ich unterwegs bin, das schon vor dem Abflug, und wir haben deswegen im Duty-Free noch einen Sixpack Carlsberg eingekauft. Gleich nach dem Abheben der 767 macht es 2× »Knack« und »Zisch«, und die ersten Bierchen sind offen. Keine 10 Sekunden später tönt es aus dem Lautsprecher, dass es verboten ist, selbst mitgebrachte alkoholische Getränke zu konsumieren. Zu spät – denn was offen ist, wird auch getrunken! Und außerdem, was wollen die schon machen? Uns an die frische Luft setzen? Um kein unnötiges Aufsehen zu erregen, verstecken wir das Dosenbier unter dem Sitz.
Auch der Service von Condor ist nicht gerade der allerbeste. Es gibt jedoch keine günstigere Alternative, nach Costa Rica zu fliegen, will man nicht mit einer amerikanischen Fluglinie über die USA dorthin kommen. Das wiederum würde eine Zwischenlandung in den Staaten und Unmengen an Grenzformalitäten bedeuten.
27.10.2008 - Von Santo Domingo nach San Jose
Nach einem kurzen Zwischenstopp in Santo Domingo, der Hauptstadt der Dominikanischen Republik, setzt der Condor-Vogel in San José sicher auf. Das Wetter ist durchwachsen. In den Niederungen scheint die Sonne, während dicke Regenwolken über den Bergen festsitzen. Das Thermometer zeigt angenehme 25 Grad an.
Schon im Flughafengebäude, gleich nach der Immigration, geht das Spießrutenlaufen mit den Taxifahrern los. Die wollen alle 22 US$ für die 25 km lange Fahrt ins Zentrum haben. Wir laufen mit Sack und Pack raus aus dem Flughafengelände und halten das nächstbeste Taxi an. Der will aber auch noch 20 Dollar oder 10.000 Colones (Währung Costa Ricas), was in etwa dasselbe ausmacht. Wir lassen uns zum Busbahnhof »Terminal del Caribe« fahren, wo wir uns für 4.500 Colones ein Ticket nach Puerto Viejo kaufen. Denn unser erstes Ziel ist die Karibikküste.
Auf der Fahrt nach Puerto Viejo erkennt man schnell, womit die Leute in der Landwirtschaft hier ihr Geld verdienen – Bananenplantagen, soweit das Auge reicht. Am Zielort angekommen, begeben wir uns zur Pension »Monte Sol«. Die gehört dem Stuttgarter Peter. Heiko ist hier bei seinem ersten Besuch in Costa Rica schon abgestiegen.
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28.10.2008 - Puerto Viejo
Puerto Viejo ist ein kleines, noch verschlafenes, ehemaliges Fischerdorf ganz im Süden der Karibikküste Costa Ricas. Der Tourismus hat erst vor nicht allzu langer Zeit Einzug gehalten, und die Zeit scheint hier stehengeblieben zu sein. Das Touristen-Klientel beschränkt sich weitestgehend auf Backpacker, Surfer und sonstige skurrile Gestalten. Da fallen wir kaum auf.
Hier kommt tatsächlich sowas wie ein Bacardi-Feeling auf. Salsa und Reggae-Musik tönen aus den Kneipen und Bars. Irgendwie habe ich das Gefühl, jederzeit Bob Marley begegnen zu können. Und tatsächlich laufen hier auch so viele Rasta-Typen rum, die man ohne weiteres zu seinen direkten Nachfahren zählen könnte.
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29.10.2008 - Rainy Days
Heute macht unsere Pension Cabinas Monte Sol, zu deutsch Sonnenberg, ihrem Namen absolut keine Ehre. Denn es regnet schon seit Stunden in Strömen. Von der Sonne keine Spur. Wenigstens ist der Regen wärmer als zu Hause in "Good Cold Germany".4136,4137,4138,4139,4140,4141,4142
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30.10.2008 - Nass bis auf die Haut
Zwei Tage Ruhe sind genug. Heute früh stehen wir um 6:30 Uhr auf und fahren mit dem Bus nach Puerto Limón. Unser Tagesziel ist der Tortuguero-Nationalpark an der Nordküste der Karibik. Tortuguero bedeutet "Schildkrötenjäger" – die Riesenschildkröten wurden im Mittelalter als lebendige Fleischreserven mit auf Schifffahrt genommen. Am Strandabschnitt des Parque Nacional Tortuguero befinden sich die Nistplätze der Karettschildkröte und der Lederschildkröte.
Der Park macht Anfang November zu, d.h. wir müssen uns sputen, um noch reinzukommen. Peter vom Monte Sol hat jedoch gute Connections zum Nationalpark. Er kennt die deutsche Barbara Hartung persönlich. Sie lebt seit 1995 im Park und macht Führungen zu den Schildkröten. Ein Anruf von Peter – und Barbara organisiert für uns den Transport dorthin sowie die Unterkunft: Tinamontours.
Von Puerto Limón nehmen wir uns ein Taxi und fahren für fünf Dollar zum 9 km entfernten Bootsanlegeplatz in Moín. Von dort aus geht's dann den Canal Tortuguero mit Alex Sotos Motorboot Richtung Norden. Kurz vor der Abfahrt fängt es wieder an zu regnen. Das Speedboot macht bestimmt 50 Sachen. Ich sitze strategisch ungünstig vorne. Der Wind peitscht mir ins Gesicht, und die Regentropfen sind wie Nadelstiche auf der Haut. Irgendwann sind wir alle trotz Regenponchos nass bis auf die Haut. Die Rucksäcke sind zum Glück mückensicher verpackt.
Unser Skipper kennt die Strecke durch den Regenwald und lenkt das Boot zielsicher um die vielen Kurven bis zum Zielort Tortuguero. Für ca. 100 km brauchen wir 3,5 Stunden. Barbara holt uns am Abend ab, um uns das Eierablegen der Wasserschildkröten am Sandstrand zu zeigen. Doch wir haben Pech: Wegen des stürmischen Meeres ist heute der erste Tag der gesamten Saison, an dem keine einzige Schildkröte an Land gekommen ist.
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31.10.2008 - Tortuguero Nationalpark
Das Wort "Regen" nimmt hier eine ganz andere Dimension ein als zu Hause. Auch ist mir jetzt klar, warum man von einem Regenwald spricht. Denn heute Nacht hat es wieder mal durchgegossen. Ich glaube, die Skala eines europäischen Regenmessers wäre hier dauernd auf Vollausschlag.
Aber, oh Wunder, heute früh hat es aufgehört zu regnen, und sofort mieten wir uns mit Barbara und acht anderen Touris zwei Kanus, um die Flüsse des Nationalparks zu erkunden. Der Park ist wirklich reich bestückt mit Flora und Fauna: Brüllaffen, Klammeraffen, Kapuzineraffen, Kormorane, Seeadler, Kaimane, Leguane, Reiher und zig andere Vogelarten, von denen ich nicht gewusst habe, dass es die überhaupt gibt, bekommen wir zu Gesicht. Barbara kennt sie alle mit Vornamen. Auf uns "Schüler" wirkt sie wie eine Biologielehrerin. Dort, wo wir nur grüne Blätter sehen, erkennt sie die Tiere zwischen den Blättern.
Am Nachmittag unternehmen wir noch einen Dschungeltrek mit ihr, wo sie uns ausführlich die Pflanzenwelt Costa Ricas Regenwälder erklärt. Mit Schildkröten haben wir am Abend wieder Pech: Nicht eine einzige ist zur Eiablage an den Strand gekommen.
Karibische Männer und Frauen
Das Ende der Schildkröten-Eiablagezeit feiern die Einheimischen mit einem großen Fest. Da ist Freitagabend natürlich Party angesagt – und zwar in der Dorfdiskothek. Genauer gesagt: einer etwa 10×30 Meter großen, auf Stelzen über dem Wasser gebauten Bretterbude. Drinnen wird so laute Latin-Musik gespielt, dass fast die Bretter davonfliegen.
Während Männer von der Karibikküste in der Regel groß, schlank und muskulös sind, sind die Frauen eher klein, untersetzt und sehr dick. Es ist bestimmt nicht übertrieben, wenn man behauptet, dass man das Alter der meisten Frauen – vergleichbar mit den Jahresringen eines Baumes – an der Anzahl der Fettringe um den Bauch abschätzen kann. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.
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01.11.2008 - Zurüch San Jose
Heute ist ein guter Tag, denn nach fast drei Tagen Mistwetter lacht uns am Morgen die Sonne entgegen. Was mich noch positiver stimmt, ist die Tatsache, dass ich am Strandabschnitt 40 das Schlüpfen von vielen kleinen Wasserschildkröten gesehen habe. Die haben es eilig, denn die 50 Meter bis zum Meer bedeuten für sie den ersten Wettlauf mit dem Tod. Alle weiteren müssen sie im Wasser bestehen. Von 1000 Jungtieren schafft es nur eine, ausgewachsen an den Strand zurückzukommen.
Heute Vormittag reisen wir ab. Mit einem Schnellboot geht es in einer Stunde durch unzählige Flusswindungen bis zum Ende des Dschungels stromaufwärts. Mit jeder Kurve wird der Fluss schmäler, bis das Boot gerade noch so um die Kurve kommt. Doch der Fahrer beherrscht sein Handwerk. Kentern wäre keine gute Idee, da es hier Krokodile und Kaimane gibt.
An der Haltestelle steigen wir auf den "Chickenbus" um, der uns ins Provinznest Cariari bringen soll. Warum der Chickenbus so heißt, weiß niemand so genau. Vermutlich, weil er nur in ländlichen Gegenden verkehrt und die Leute so ziemlich alles damit transportieren, u.a. auch lebende Hühner. Jedenfalls geht die Holperfahrt im Schneckentempo über unbefestigte Straßen. Zusteigen kann man von überall am Straßenrand. Will man aussteigen, zieht man einfach an der Schnur am Fenster, dann ertönt ein Gockern beim Fahrer vorn.
Von Cariari nehmen wir dann einen moderneren Bus auf befestigten Straßen nach San José. Bob Marley ist wirklich allgegenwärtig hier: An einer Bushaltestelle sucht ein junges Mädchen, begleitet von lauter Handy-Musik des Reggae-Stars, eine Damentoilette auf. Wer kann schon von sich behaupten, mit Bob Marley auf der Toilette gewesen zu sein?
Länger als eine Nacht in San José zu verbringen lohnt sich wirklich nicht, da die Stadt nicht viel hergibt. Den Abend totschlagen kann man am besten im Stadtteil San Pedro, genauer gesagt in den vielen Kneipen, Bars und Discos. Dort gibt's sogar Massbier für einen Euro der Marke "Imperial". Der Name des Bieres erinnert mich an den Film "Das Imperium schlägt zurück" - doch das einzige, was zurückbleibt, ist das Bier - und zwar am nächsten Tag!
Und heute ist doch kein guter Tag: Denn der VfB hat sein Heimspiel gegen Köln mit 1:3 verloren!
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02.11.2008 - Mit dem Tica Bus nach Nicaragua
Mit einem kleinen Hangover checken wir im Caribbean Hotel aus und fahren mit dem Taxi zum Tica Busterminal im Westen San Josés - Achtung! Nur die roten Taxis sind die echten! Unser Ziel ist die Stadt Granada am Lago de Nicaragua. Die 8-stündige Fahrt ist mit 21 US$ recht günstig, und die Tica-Busse sind modern ausgestattet. Der Sitzabstand ist bestimmt doppelt so groß wie im Chickenbus.
Wir fahren auf dem Panamerikanischen Highway Richtung Nicaragua. Der reicht von Alaska in Nordamerika bis nach Feuerland in Südamerika. In Costa Rica (bedeutet so viel wie "reiche Küste") sind nicht nur die Küsten "reich". Das ganze Land ist grün und wunderbar - es regnet hier ja ständig. Aber hat es in San José bei der Abfahrt mal wieder zu regnen begonnen, so wird das Wetter mit jeder Stunde Fahrt Richtung Nicaragua besser. Am Nachmittag dann lacht uns erstmals die Sonne entgegen. Dachte schon, ich hätte meine Sonnenbrille umsonst mitgenommen.
Der Grenzübertritt nach Nicaragua verläuft problemlos. Lediglich das Gepäck wird stichprobenweise kontrolliert. Und zwar muss man einen Knopf drücken, der nach einem Zufallsprinzip eine Ampel schaltet: Rot = Durchsuchen, Grün = Durchgehen. Bei mir leuchtet natürlich rot auf. Doch der Grenzer ist genervt und verzichtet auf das Durchsuchen meines Gepäcks.
Das Gute an Lateinamerika ist, dass wenn man die Grenze zu einem anderen Land übertritt, sich die Sprache nicht ändert. Das Schlechte: Die Sprache ist Spanisch - Bisher ist es mir jedoch gelungen, meine nicht vorhandenen Spanischkenntnisse gut an den Mann resp. die Frau zu bringen.
Gegen acht Uhr abends erreichen wir unser Tagesziel Granada am Nicaraguasee. Der Lago de Nicaragua (auch Lago Cocibolca genannt) ist sehr groß und hat in etwa das Ausmaß des Eriesees in den USA. Bei der ersten Unterkunft, dem populären "Bearded Monkey" Hostel, haben wir Pech - ausgebucht. Um die Ecke ist das Hostel "La Siesta". Das passt besser zu uns. Denn nach einer Woche Herumreisen ist es genau das, was wir jetzt brauchen: SIESTA!!
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03.11.2008 - Granada
Ich wage es kaum zu glauben: Strahlende Sonne, blauer Himmel, keine Wokeness weit und breit zu sehen und dazu etwa 30 Grad Hitze. Endlich das passende Urlaubswetter!
Granada ist eines der schönsten Städtchen, das ich je gesehen habe. Es hat seinen kolonialen Charme bis heute bewahrt. Die Gebäude sind fast ausnahmslos farbenprächtig in knalligem Blau, Rot, Gelb oder Grün gestrichen. Viele Pferdekutschen verkehren noch durch die Stadt. Wären keine Autos da, könnte man meinen, sich im Mittelalter zu befinden. Das Einzige, was man bemängeln muss: das fehlende Nachtleben. Abends werden hier die Gehsteige hochgeklappt.
Granada ist eine der ältesten Städte Lateinamerikas. Es wurde 1524 vom spanischen Eroberer Francisco Hernández de Córdoba gegründet. Vermutlich deswegen heißt die Landeswährung auch Córdoba. Aber Halt! Córdoba? Da war doch was... Natürlich! Die Schmach von Córdoba, als bei der Fußball-WM 1978 die Deutschen im argentinischen Córdoba gegen Österreich im Viertelfinale mit 2:3 verloren hatten. Jedes Mal, wenn's ans Zahlen geht, werde ich an diese Schmach erinnert. Das kann einem den Urlaub schon versauen.
Also ihr Österreicher, mein Vorschlag: Kommt alle nach Nicaragua! Oder besser noch: Gebt den Euro wieder ab und übernehmt den Córdoba aus Lateinamerika!
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04.11.2008 - Laguna Apoyo
Heute unternehmen wir einen Tagesausflug zum Laguna Apoyo, einem etwa 5 km großen Kratersee eines längst erloschenen Vulkans in der Nähe der Stadt Masaya. Die halbstündige Fahrt mit dem Bus dorthin kostet gerade mal 9 Córdoba (schon wieder die Schmach von Córdoba!). Das sind etwa 30 Euro-Cent. Nicaragua ist eben wesentlich günstiger zu bereisen als Costa Rica.
Die Hänge des Vulkankraters sind mit dichtem Urwald bewachsen, das Wasser ist kristallklar und hat eine Temperatur, die knapp unter 30 Grad liegen dürfte - fast schon zu warm zum Baden. Tourismus gibt's hier kaum, und so fahren wir das letzte Stückchen zwischen Masaya und dem Kratersee mit dem Schulbus. Verpflegen müssen wir uns zum Glück nicht selbst: Am Ufer des Sees gibt's einige kleinere Restaurants.
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05.11.2008 - Isla Ometepe
Adios Granada! Es war schön, dich kennenzulernen. Aber nach drei Tagen heißt unser nächstes Ziel: Isla Ometepe. Diese Insel liegt mitten im Lago Nicaragua und besteht aus zwei Vulkanen, die über eine Landzunge miteinander verbunden sind.
Dazu fahren wir mit einem total überfüllten öffentlichen Bus den Panamerican Highway runter bis nach Rivas. Den Bus hätte man in Deutschland schon längst aus dem Verkehr gezogen - so alt und klapprig ist er. Ebenso aus dem Verkehr gezogen, genauer gesagt vor Jahren schon in Rente geschickt, hätte man den Fahrer des Busses. Denn dessen Alter übersteigt das des Busses um ein Vielfaches. Würde man das in Deutschland genauso praktizieren, gäbe es ein massives Überangebot an Busfahrern!
Von Rivas geht's dann mit dem Sammeltaxi nach San Jorge und der Fähre nach Moyogalpa, dem Hauptort der Insel. Dort angekommen schnappen wir den nächsten öffentlichen Bus (wieder so ein alter, gelber Schulbus), der uns ins 28 km entfernte Inseldorf Santa Cruz bringt. Die Fahrt auf unbefestigten Straßen geht über Stock und Stein und dauert sage und schreibe anderthalb Stunden.
Unsere Unterkunft, das Hostel "El Encanto", ist in 10 Minuten zu Fuß zu erreichen. Das hat uns der Besitzer unseres Hostels in Granada bei der Abreise noch reserviert. Die Inhaber des Hostels, Elena aus Australien und Carlos aus El Salvador, beide Mitte 50, sind sehr nett.
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06.11.2008 - Kayaking auf dem Rio Istiam
Einen Wecker zum Aufstehen zu stellen im "El Estanco" ist total überflüssig! Denn geweckt wird man hier bei Sonnenaufgang von Schwärmen von Papageien, die die Bäume im Umland bevölkern. Das Gezwitscher dauert von frühmorgens bis zum Sonnenuntergang an. Ständig fliegen sie in Scharen von einem Baum zum nächsten. Das liegt daran, dass hier momentan Reisernte ist und das Federvieh deshalb genug zu fressen findet.
Unsere Unterkunft befindet sich sehr schön gelegen auf der Landzunge der Insel am Fuße des kleineren Vulkans, mitten in einem tropischen Garten. Der Kajakverleih ist jedoch auf der anderen Seite des Vulkans. Die einheimischen Leute sagen uns: "Der Bus kommt um 11 Uhr - oder überhaupt nicht". Im Endeffekt trampen wir dann diese Strecke.
Der Río Istiam ist eigentlich kein richtiger Fluss, sondern ein größeres Sumpfgebiet, das man nur mit dem Boot erreichen kann - deshalb die Kajaks. Natürlich brauchen wir auch einen Guide, denn wir wollen ja auch wieder rausfinden aus dem Sumpfgebiet. Zu sehen gibt's jede Menge Wasservögel, Schildkröten und Affen.
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07.11.2008 - Auf Madera
Heute ist Aktivurlaub angesagt. Denn wir wollen auf den Madera. Nicht jedoch auf die Kanareninsel, sondern den gleichnamigen, kleineren der beiden Vulkane gleich hinter unserer Unterkunft "El Estanco". Der Madera ist etwa 1400 m hoch und - im Gegensatz zum 1600 m hohen Concepción - längst erloschen. Er ist dicht mit Dschungel bewachsen und hat einen Kratersee im Inneren. Seit es hier mal tödliche Abstürze von (wohlgemerkt leichtsinnigen) Touristen gab, darf man den Aufstieg nur noch mit Guide wagen.
Zur unchristlichen Zeit um 5 Uhr früh stehen wir auf, 30 Minuten später führt uns unser Guide Jaime den Vulkan hinauf. Der schmale Weg ist sehr steil, felsig und rutschig. Er führt ständig durch den Nebelwald. Von Ruhe ist im Wald keine Spur. Die Brüllaffen und Grillen machen derart Lärm, dass man manchmal kaum sein eigenes Wort versteht.
Der Aufstieg bis zum Kraterrand dauert schweißtreibende 3,5 Stunden, der Abstieg zur Lagune nur 15 Minuten. Leider kann man im See nicht baden, da das Wasser zwar klar ist, der Untergrund jedoch sehr schlammig. Der letzte Teil des Wiederabstiegs führt durch Kaffeeplantagen zur Finca Magdalena, wo wir uns von den Strapazen der Vulkantour erholen.
Diese idyllisch gelegene Finca wird von 27 nicaraguanischen Familien gemeinsam bewirtschaftet. Sie leben vom Kaffeeanbau, Export und dem Tourismus. Jedenfalls haben wir uns jetzt das Feierabendbier am Ende der Tagestour redlich verdient. In Nicaragua gibt's zwei Biersorten, die recht gut schmecken: das "Tona" und das "Victoria".
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08.11.2008 - San Juan Del Sur
Unser nächstes Ziel in Nicaragua ist der Badeort San Juan del Sur an der Pazifikküste. Dazu müssen wir wieder runter von der Vulkaninsel Ometepe und stehen morgens mit etwa 10 Einheimischen an der Bushaltestelle. Für mich stellt sich täglich die Frage: Kommt der Bus um 9 oder gar nicht? Und er kommt... natürlich nicht um 9, aber glücklicherweise um halb zehn.
Für die Fahrt zurück nach San Jorge nehmen wir ein älteres Fährboot. Vor der Abfahrt werden - wie schon bei der Hinfahrt - akribisch genau Passagierlisten ausgefüllt. Das kommt wohl daher, dass öfters mal ein Boot absäuft und man dann hinterher noch feststellen kann, wer mit untergegangen ist - schwacher Trost! Doch die Überfahrt nach San Jorge verläuft problemlos.
Mit einem englischen Paar mieten wir uns ein Taxi für 20 Dollar nach San Juan del Sur. Dort checken wir ein im "Hotel El Puerto", geführt von Gertrud Goller aus Deutschland und dem Einheimischen Enrique Alvarez. Mit 25 Dollar pro Nacht die teuerste Unterkunft bisher. Doch die Zimmer sind groß, sauber und sehr sicher. Außerdem haben wir hier sonst nur schäbige Bretterbuden vorgefunden.
In einer Strandkneipe bestellen wir wie üblich, wenn wir neu ankommen: "Dos cervezas por favor!" Doch keiner hier in diesem Nest will uns zwei Bier verkaufen. Nach längerem Nachforschen bekommen wir den Grund dafür raus: Morgen sind Wahlen in Nicaragua. Da ist es verboten, am Tag zuvor, am Wahltag selbst und am Tag danach Alkohol zu verkaufen.
Das bringt meines Erachtens überhaupt nichts, denn entweder horten die Leute den Alkohol haufenweise zuhause, oder sie betrinken sich freitags derart, dass der Rausch bis zum Montag anhält. Wenn wir das bloß vorher gewusst hätten, wären wir gleich durchgestartet zurück nach Costa Rica. Und ausgerechnet heute, wo hier jedes Wochenende eine Party steigen soll... Ich vermute, dass heute die Party der anonymen Alkoholiker Nicaraguas steigt.
Auch in den Supermärkten - besser gesagt Tante-Emma-Läden - gibt's nichts. Alle alkoholischen Getränke sind entweder weggeräumt oder mit einer Plane abgedeckt. Also wenn ich schon als Ausländer während der Wahl kein Bier bekomme, dann möchte ich wenigstens mitwählen - was uns natürlich auch versagt bleibt.
Doch auf Umwegen kommen wir nach langem Suchen doch noch an ein paar Dosenbier ran. Der Lieferant bleibt natürlich anonym. Wurden in Granada die Gehwege abends zeitig hochgeklappt, so bleiben sie hier während der nächsten drei Tage komplett oben. Sprich: Wegen der Wahl ist hier "tote Hose".
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09.11.2008 - Zurück nach Costa Rica
Also gut, Nicaragua. Wenn du unbedingt heute wählen musst und das ganze mit einer dreitägigen Prohibition - auch für Ausländer! - verbunden ist, dann war's das zwischen uns. Wir reisen ebenso schnell ab, wie wir hier angekommen sind.
Von San Juan del Sur geht's zurück zur Grenze nach Costa Rica - nur 45 km entfernt. Die fährt man am schnellsten mit dem Taxi (350 Córdoba = 17 US$). Um 13:30 Uhr Ortszeit überqueren wir zu Fuß die Grenze und haben damit endlich "Die Schmach von Córdoba" hinter uns gelassen.
Mit zwei öffentlichen Bussen schaffen wir es bis zum frühen Abend über Liberia nach Playa del Coco, einem Badeort an der Pazifikküste.
10.11.2008 - Playa Del Coco
Ruhetag am Playa Del Coco.
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11.11.2008 - Playa Ocotal
Ruhetag am benachbarten Playa Ocotal. Der ist wesentlich schöner als der Playa Del Coco und vor allem ruhiger.
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12.11.2008 - Noch ein langer Reisetag
Unser letztes Reiseziel vor der Rückkehr nach San José liegt an der Südspitze der Halbinsel Nicoya am Pazifik. Es ist der bekannte Surfspot Montezuma. Ich hoffe nur, dass das kein schlechtes Omen ist. Denn bisher sind wir von "Montezumas Rache" verschont geblieben. Und ob der "Dünnschiss" wirklich seinen Ursprung in Montezuma hat, ist nicht erwiesen.
Reisetechnisch ist das mit etwas Aufwand verbunden:
1. Um acht Uhr früh mit dem Bus in einer Stunde nach Liberia zurück
2. Um halb elf mit dem Überlandbus auf dem Panamericana in drei Stunden bis Puntarenas
3. Von dort mit der Fähre in 2 Stunden nach Paquera
4. Anschließend wieder mit einem Bus in 1,5 Stunden nach Montezuma
Bei Einbruch der Dunkelheit kommen wir dann endlich an. Und Montezumas Rache hat doch zugeschlagen - nicht in Form von Durchfall, sondern in Form von heftigen Regenfällen.
Heiko war bei seinem letzten Costa-Rica-Trip schon mal hier, und so steigen wir in "seinem" alten Hotel ab. Es heißt "El Pargo Feliz", liegt in einem tropischen Garten und ist nur 30 m vom Strand entfernt. Auf der großen Veranda vor den Zimmern kann man wunderbar "abhängen" - Hängematten dazu sind reichlich vorhanden.
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13.11.2008 - Montezuma
Montezuma meint es gut mit uns. Die Regenwolken haben sich verzogen, und die Sonne lacht uns am Morgen entgegen. Hier in diesem kleinen, sehr überschaubaren Nest hängen hauptsächlich Hippies, Surfer und andere Weltenbummler herum. Pauschaltourismus gibt's zum Glück nicht.
Die Straßen sind voll mit fliegenden Händlern, die nicht nur selbstgebastelte Souvenirs verkaufen. Vermutlich deshalb wird der Ort auch "Montefuma" genannt (fumar = rauchen).
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14.11.2008 - Montezuma
Hier um die Ecke gibt's ein paar schöne Wasserfälle, die auch ganz gut zum Baden geeignet sind. Was liegt näher, als sich die mal anzuschauen? Den Weg dorthin kann man nicht verpassen - einfach dem Flusslauf 30 Minuten folgen.
Das Wasser fällt kaskadenartig in mehreren kleineren und einem größeren Wasserfall hinab. Schön anzusehen, aber nicht besonders spektakulär.
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15.11.2008 - Zurück nach San Jose
Heute müssen wir schon wieder von Montezuma los, da wir leider unseren Rückflug antreten müssen. Hier hätte man es locker ein paar Tage länger aushalten können!
Und so fahren wir wieder die 2 Stunden zum Pier, von wo aus die Fähre uns nach Paquera zurückbringt. Von dort nochmals 2 Stunden mit dem Bus - und schon sind wir wieder in San José.
16.11.2008 - Am Vulkan Poas
Wir sind uns unschlüssig, was wir an unserem letzten Urlaubstag noch unternehmen sollen. Denn der Flieger geht erst morgen früh. Heiko zieht es vor, in San José zu bleiben und sich auszuruhen. Ich aber habe keine Lust, nur einen Tag länger in dieser wirklich nicht sehr schönen Stadt zu verbringen.
Und so greife ich zum Telefonhörer und rufe Dalia an. Sie kommt aus Grecia, einer Stadt in der Nähe von San José. Wir haben sie am Coco Beach in einer Kneipe kennengelernt, wo sie uns angeboten hat, uns die Gegend von San José zu zeigen. Dieses Angebot nehme ich heute an und fahre mit dem Bus ca. 1 Stunde bis Grecia.
Dalia hat ein Auto und fährt mich für ein paar Dollar durch die Gegend. Leider kommen wir erst am späten Nachmittag zum Vulkan Poás. Man kann zwar mit dem Auto bis zum Kraterrand fahren, aber das bringt auch nichts, wenn dieser - wie fast jeden Nachmittag - mit Nebel und Wolken verhangen ist. Die Gegend hier liegt über 2000 Meter hoch und erinnert nicht zuletzt wegen des Klimas, der Vegetation und der vielen Milchkühe an den Schwarzwald.
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17.11.2008 - Ab nach Hause
Morgens um 8 Uhr treffe ich mich mit Heiko am Flughafen, 20 km ausserhalb San Joses. Das war's dann auch schon wieder. Ich kann mir gut vorstellen mal wieder hierher zurückzukommen, oder andere lateinamerikanische Länder zu bereisen.
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